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Wandern

Wandern macht glücklich

Allgemeiner Sprachgebrauch wie „es geht bergauf“ beschreiben einen Zustand der Besserung und kommen metaphorisch aus dem Wandersport. Aber ist Wandern denn überhaupt schon Sport? Zumindest ist es leicht zu erlernen und braucht nur wenig Ausrüstung. Glaubt man einer Studie des Deutschen Wanderverbands wandern rund 70 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung aktiv. Die meisten Wanderer glauben, dass das schöne Hobby auch ein gesundes ist.

Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen. (Goethe)

Es stimmt, wandern gehört zweifellos zu den gesündesten Sportarten. Und dabei gibt es Steigerungen. Wandern, das sind lange Spaziergänge in der Natur, die von Stunden bis zu einem ganzen Tag dauern können. Vom Trekking spricht man, wenn man mehrere Tage am Stück zu Fuß unterwegs ist. Dann gibt es da noch das Bergsteigen und das Backpacking. Bei Letzterem nimmt man seine ganze Ausrüstung im Rucksack mit und wandert ebenfalls mehrere Tage am Stück. Soweit die Begriffe.

Aber eins haben alle Ausprägungen gemeinsam: Wandern hat einen positiven Einfluss auf den gesamten Körper. Die Bewegung an der frischen Luft sorgt für einen schnelleren Fettstoffwechsel, wandern ist sehr viel schonender für die Gelenke als Joggen und zudem werden Bein- Rücken und Bauchmuskulatur intensiv trainiert, die gesamte Kondition verbessert sich und die Lunge darf durch das intensive Belüften ebenfalls an Leistungsfähigkeit gewinnen. Bei einer leichten Wanderung verbraucht man etwa 350 Kalorien pro Stunde. Und jede Menge Stress. Denn die Tätigkeit an der frischen Luft entspannt das Nervensystem und senkt den Blutdruck. Viele Wanderer geben an, sich nach einer ausgiebigen Wanderung viel fitter zu fühlen als vorher.

Kleine Geschichte des Wanderns

Rund um das Ende des 18. Jahrhunderts taucht der Begriff „Wandern“ das erste Mal im Sprachgebraucht auf. Zu dieser Zeit ging man eher weniger zu Freude zu Fuß, sondern weil man sich keine Kutsche leisten konnte. Da waren es Vagabunden, Handwerksgesellen und Soldaten, die man auf staubigen Wegen traf. Wandern als Freizeitbeschäftigung war da eher keine Option. Die Idee des Wanderns ist also noch verhältnismäßig jung. Zumindest erwähnten die Gebrüder Grimm es sehr oft in ihren Märchen und im alten Volkslied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ ging es primär auch um die Liebe zur Aktivität des Wanderns.

Später um das Jahr 1900 gab es die Protestvereinigung „die Wandervögel“. Schüler, vorrangig Gymnasiasten, suchten ihre Freiheit in der Natur. Sie entkamen den oft zu trubeligen Städten, sangen auf Wegen und schliefen in lauschigen Berghütten. Bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs. Nach dem Krieg formierten sich die Wandervögel neu als Bündische Jugend in der Weimarer Republik. Mit der industriellen Revolution wuchs aber auch in der Gesamtbevölkerung das Bedürfnis nach Bewegung in der Natur. So entstand der Wandertourismus. Durch den Bau und der Entwicklung des Eisenbahnnetzes, war man plötzlich mobil und konnte auch an Orten wandern, die nicht um die Ecke lagen.

Heute sind es besonders die weiten Strecken, die im Trend liegen. Von München über die Alpen bis nach Italien – und das alles in Wanderschuhen. Einige Menschen finden besonderen Gefallen am Pilgern, einer intensiven Form des Wanderns.

Wandern für die Seele

Was uns zum Wandern antreibt? Vielleicht der Raum im Kopf, der entsteht, wenn die Füße fast automatisch ihr Werk verrichten. Immer noch sehr beliebt sind Jakobswege, die vorrangig allein gegangen werden. Berühmt ist der Weg von den Pyrenäen bis zum Apostelgrab in Santiago de Compostela mit seinen 800 Kilometern.

Wer so viel Zeit nur um sich und dem Weg verbringt, der begibt sich auf eine innere Reise. Mal schauen, wer man überhaupt ist, wenn man nur mit sich ist. Und mag man was man da findet? Jeder Meter, neue Antworten. Intensive Wanderungen können absolut transformierend für das eigene Leben sein. Dieser Weg als Ziel. Das Unterwegssein mit sich selbst, kann helfen das eigene Tempo kennenzulernen. Abseits von Deadlines und Terminen, darf man hier schauen, wie schnell man ist, wenn nichts mehr eine Rolle spielt. Viele sprechen hier von der „Entdeckung der Langsamkeit“.

Andere wandern mit Motivationen. Mehr Fitness, mehr Bewegung und manchmal hilft auch ein Kaiserschmarrn auf der Alm als Anreiz die nächste Etappe mit Genuss zu meistern. Luftige Höhen und seltene Blicke ins Tal laden ebenfalls ein, das Leben aus der Vogelperspektive neu zu betrachten. Und manch einer hat hier oben schon Antworten gefunden, die er nie für möglich gehalten hätte.

Wandern in Deutschland

Deutschland, Österreich und die Schweiz sind wie gemacht zum Wandern. Sogar im hohen Norden in der Lüneburger Heide gibt es einen 390 Kilometern langen „Jacobusweg“, der über mehrere Tage gegangen werden kann.

Wandern im Harz ist sehr beliebt und tatsächlich gehört die Region um den Brocken zu den beliebtesten Wanderregionen in ganz Deutschland. Den Harzer-Hexen-Stieg, der Goetheweg, der Karstwanderweg oder der Harzer Försterstieg – der Harz ist voller einfach bis mittelschwerer Wanderwege und ein ziemlich guter Einstieg für alle, die gerade erst anfangen zu wandern.

Auch Berliner haben herrliche Wanderwege in den umliegenden Wäldern in Brandenburg. Ganz bekannt ist der 66-Seen-Weg mit einer Länge von 419 Kilometern. 17 Tage dauert es, den gesamten Weg zu durchwandern.

Richtig gut wandern kann man auch im Allgäu. Die voralpine Hügellandschaft bietet eine Fülle an leichten bis schweren Touren. Gipfel wie der Hochvogel, der Große Krottenkopf oder die Mädelegabel locken jedes Jahr Wanderer mit Höhenappetit. Abenteuer pur gibt es in der Starzlachklamm. Kühle Wälder, grüne Wiesen, Wasserfälle und Badeseen – dazu ein Alpenpanorama.

Der Schwarzwald ist ebenfalls ein wahres Wanderparadies. Hier kommen Genusswanderer auf ihre Kosten denn hier gibt es immergrüne Tannenwälder und romantische Bachläufe bei kurzen oder langen Wanderungen zu entdecken. Über 24.000 Kilometer gut markierte Wanderwege wollen gegangen werden und Besonderheiten wie Moore, Schluchten oder das Heckengäu sind auch einen längeren Urlaub hier wert. Man kann Weinwanderungen unternehmen und den Badischen Wein besonders im Herbst bewundern oder auf Barfußpfaden ganz ohne Schuhe wandeln.

Noch ein bisschen südlicher und wir sind beim Wandern in Bayern. Am besten wandert es sich vermutlich in Oberbayern. Ein echter Klassiker und ein Must Have auf der Wander-Bucket-List ist eine Wanderung um den Eibsee. In gut zwei Stunden hat man einen fabelhaften Blick auf den smaragdgrünen See. Mit Buggy, Kind, zu Fuß oder mit Hund – diese Runde ist für alle ein Höhepunkt. Auch am Königsee kann man sehr schön wandern. Hier gibt es ebenfalls einen tollen Rundweg, der eine grandiose Aussicht bietet. Magsich ist der Zauberwald in Ramsau und Wanderungen zum Walchensee. Wer in Bayern nicht auf den Geschmack kommt, der ist vielleicht einfach kein Wanderer.

Wandern mit Baby, Kind oder Hund

Vom einfach Gehen bis hin zu alpinen Strecken oder Klettersteigen – Wandern ist so vielfältig, dass einem eigentlich nie die Ideen ausgehen. Ist man jetzt allein unterwegs und kann seine Kräfte einschätzen oder gilt es Rücksicht zu nehmen wie beim Wandern mit Kindern oder beim Wandern mit Hund. Wobei wir, zumindest beim Hund, sagen können – die haben den größten Spaß draußen in der Natur. Je nach Rasse können sie mit ausreichend Wasserzufuhr große Strecken und Höhen meistern. Für kleinere Rassen gibt es Hunderucksäcke für kleine Schläfchen und Pausen.

Wandern mit Kindern ist herrlich entschleunigend. Denn sie haben ihr ganz eigenes Tempo und entdecken unterwegs ständig Neues. Lässt man sich ganz auf sie ein, kann man Wanderwege aus Kinderaugen wahrnehmen. Kinder lieben Alpaka-Wanderungen. Diese werden in fast jeder Region angeboten. Die Kombination aus Tieren, Bewegung und Natur beantwortet schnell, warum Alpaka-Wanderungen sich wachsender Beliebtheit erfreuen. Fast jede Wanderregion hat auch so genannten „Kinderwagen-Touren“. Die Wege sind ebener und nicht zu lang. So können auch Eltern von kleineren Kindern in Kontakt mit der Natur kommen. Können die Kinder schon sitzen, lohnt sich die Investition in eine Kraxe. Der bequeme Rucksack-Sitz mit Sonnenschutz lässt sich bis zum Alter von etwa vier Jahren gut tragen und die meisten Kinder lieben ihn. Für Kinder, die erste Wanderungen selbst machen können, gibt es in vielen Urlaubsregionen „Entdeckerpfade“ – kleine und leichte Wanderungen, auf denen links und rechts kleine Spiele und Abenteuer vom langweiligen Gehen ablenken.

Wandern im Winter

Wer im Winter wandern will, kommt am Schneeschuhwandern nicht vorbei. Knirschender Schnee, glasklare Luft und herrlich romantische Aussichten machen das Schneeschuhwandern zu einem besonderen Erlebnis für die ganze Familie. Die Schneeschuhe kommen aus Nordamerika, wo die schneereichen Regionen es den Trappern nicht leicht gemacht haben. Es lohnt sich unbedingt, Schneeschuhe beim ersten Mal auszuleihen, damit man sehen kann, ob das Schneeschuhwandern überhaupt zu einem passt. In den Schneeschuhen braucht man auch richtige Wanderschuhe, die wasserdicht sein sollten und eine feste Sohle benötigen.

Die erste Tour sollte man mit einem erfahrenen Guide machen. Gerade wenn es aufwärts geht, können unterschiedliche Gehtechniken wie der Entenschritt oder der Treppenschritt Kräfte sparen. Beim Schneeschuhwandern sollte man immer mindestens zu zweit gehen – im Idealfall immer mit Guide. Sie wissen abseits der Pisten die schönsten Routen und kennen auch eventuelle Tierreservate, die nicht gestört werden sollten. Schneeschuhwandern kann man auch mit Hunden – dafür gibt es Hundeschuhe, die die Pfoten besonders bei langen Schneetouren oder Harscheisbedingungen schützen.

Fragen und Antworten zum Wandern

Wie fange ich an zu wandern?

Alles beginnt mit einer Entscheidung. Fühlen Sie sich vom Wandern angezogen, ist es fast sicher, dass es Ihnen gefällt. Viele Wander-Einsteiger starten mit langen Spaziergängen in der Heimat. Diese dürfen gern mindestens zwei Stunden dauern. Suchen Sie sich Routen in Erholungsgebieten oder im Umkreis Ihres Wohnortes raus. Fast überall gibt es Waldgebiete.

Schaffen Sie einige Stunden und es zieht Sie in luftigere Höhen? Dann macht das Wandern in ausgewiesenen Wanderregionen Sinn. Und jetzt dürfen Sie sich auch eine leichte Ausstattung zulegen. Ein paar feste Wanderschuhe, Wandersocken, Wanderstöcke und ein gut zu tragender Rucksack machen Sinn, wenn Sie im Wandern ein echtes Hobby gefunden haben.

Wie lange kann man an einem Tag wandern?

Das hängt von der persönlichen Fitness ab. Einige schaffen in den ersten Tagen 10 Kilometer, andere nehmen direkt 25 Kilometer in Angriff. Wer ganz neu dabei ist, sollte erstmal kleine Routen auswählen und stetig erhöhen. Kinder schaffen je nach Alter bis zu 20 Kilometer.

Was muss in den Wanderrucksack?

Beim Wandern kann das Wärmeempfinden stark schwanken. Ein extra Pulli oder eine Wind- und Regenjacke ist immer eine gute Wahl. Blasenpflaster können auch eine gute Idee sein, wenn die Schuhe noch nicht ganz so lange getragen wurden. Eine Flasche Wasser, die man unterwegs wieder auffüllen kann und ein paar Snacks wie frisches Obst und Gemüse, belegte Brote oder Müsliriegel sind ebenfalls empfehlenswert. Ein Handy, eine Wanderkarte und Sonnenschutz sollten ebenfalls mit ins Gepäck.

Was muss man beim Wandern beachten?

Achten Sie darauf, auf ausgewiesenen Wegen zu wandern, die Ihrem persönlichen Schwierigkeitsgrad entsprechen. Wandern Sie allein, nehmen Sie ein Handy mit, um im Notfall Hilfe rufen zu können.

Geben Sie Ihrem Körper Zeit, sich an die körperliche Belastung zu gewöhnen. Machen Sie nach einem Wandertag ein bis zwei Tage Pause. Checken Sie vorab das Wetter und nehmen Sie genau die Kleidung mit, die die Witterungsbedingungen erfordern. Die meisten Unfälle beim Wandern entstehen durch Stolpern, Hinfallen und Ausrutschen – dicht gefolgt von Herz-Kreislauf-Versagen. Gehen Sie es also behutsam an und meistern Sie den Einstieg in kleinen Etappen.

Eignet sich Wandern für Singles?

Wandern passt für fast jedes Alter, allein, als Familie oder in größeren Wandergruppen. Als Single über 60 Jahre findet man sehr viele einfache und nicht zu lang dauernde Wanderungen. Besonders Südtirol hat eine Vielzahl an gut zu meisternden Runden und ein mildes Klima. Perfekt sind die Walwege – sie werden tatsächlich für jedes Alter empfohlen.