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Pflanzenschule: 7 Sommerpflanzen, die du kennen solltest

So vieles blüht gerade. Bis in den Spätsommer sind heilende Pflanzen fast überall zu sehen. Die Auswahl fiel mir wirklich schwer. Aber diese sieben sind für mich gerade die, die ich am meisten empfehle, wenn ich gefragt werde.

von Chiara Butendeich21.8.2024
Chiara ist Kräuterliebhaberin, PTA und Autorin. Sie liebt es, die Geheimnisse der Pflanzen zu entdecken und sie in ihren Alltag zu integrieren.

Mein Garten ist im Sommer wirklich einer meiner absoluten Lieblingsorte. Ehrlicherweise bringt so ein Sonnenplätzchen auch ganz schön viel Arbeit mit sich. Ich kann mich noch gut an meine ersten, vergeblichen Versuche des Gärtnerns erinnern: In einem Jahr ist gar nichts gewachsen, ein anderes Mal sind beinahe alle meine Pflanzen eingegangen. Pflanzen haben ein Eigenleben. Sie suchen ihre Umgebungen aus. Gerade dort, wo sie gebraucht werden. Gerade wachsen bei meiner Malve ein paar Möhren und mein Kürbis hat sich mit der Schafgarbe angefreundet.

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Johanniskraut (Hypericum Perforatum)

Eine der bekanntesten Heilpflanzen im europäischen Raum. Sie spielt vor allem in der Pharmazie eine große Rolle. Man erkennt das Johanniskraut gut an den leuchtend gelben Blüten, die oft zur Mittsommerzeit blühen. Zerreibt man die Blüten zwischen den Fingern, sieht man den roten Saft der Pflanze: das Hypericin. Man verwendet es zur Herstellung von Rotöl. Es wird seit jeher bei Verbrennungen oder Hautverletzungen eingesetzt. Die Pharmazie kennt Johanniskraut als Mittel gegen Depressionen oder Angstzustände, meist in Form von Kapseln, Tabletten oder Tinkturen. Achtung: Johanniskraut hat Wechselwirkungen mit verschiedenen Medikamenten. Daher sollte die Einnahme immer in Absprache mit einem Arzt/einer Ärztin oder in der Apotheke erfolgen. Du findest das Sonnenkraut auf Feldern, Bahngleisen, Baustellen und vereinzelt in Gärten.

So machst Du Dein eigenes Rotöl

Sammle eine Handvoll Blüten des Johanniskrauts, zerkleinere diese mit einem Messer oder den Händen (Achtung: färbt!) und übergieße die Blüten mit einem guten Öl, zum Beispiel Olivenöl oder Mandelöl. Lasse das Mazerat 6 Wochen ziehen, bevor du es abseihst und für deine Haut verwendest. Innerhalb der 6 Wochen gehen die Wirkstoffe in das Trägeröl und färben es rot. Daher immer wieder gut schütteln und lüften.

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Kamille (Matricaria chamomilla)

Kamille gehört zu den beliebtesten Hausmitteln und kann bei verschiedenen Beschwerden eingesetzt werden. Zum Beispiel Verdauungsbeschwerden, Zahnweh, Hautreizungen, Erkältungen oder Schlafproblemen. Die wertvollen Inhaltsstoffe der Kamille umfassen ätherische Öle, Flavonoide und Cumarine. Diese Heilpflanze ist einfach zu kultivieren, in Töpfen auf dem Balkon oder im Garten. Man findet die Kamille auch häufig an Wegrändern. Erkennungsmerkmale sind ihre strahlend weißen Zungenblüten und die leicht gewölbten, gelben Körbchen. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Kamillearten. Um sie von der echten Kamille zu unterscheiden, kann man das sogenannte Blütenköpfchen mit den Nägeln aufzwicken. Ist das innere des Köpfchens hohl, handelt es sich um die echte Kamille.

So sammelst du für deinen eigenen Kamillentee

Dafür brauchst du eine Handvoll Kamillenblüten und etwas Zitronenmelisse. Das Ganze kannst du auch mit etwas Hibiskus aufpeppen. Du kannst die Kräuter frisch aufbrühen und 5 bis 7 Minuten ziehen lassen oder sie an der Luft trocknen und danach in Baumwollteebeutel umfüllen und für den Winter im Schrank aufbewahren.

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Schafgarbe (Achillea millefolium)

In der Volksmedizin wird die Schafgarbe oft als „Allheilmittel“ bezeichnet. Eine der häufigsten Verwendungen von Schafgarbe ist die Unterstützung der Wundheilung. Die Pflanze enthält entzündungshemmende und antiseptische Eigenschaften. Sie hilft Infektionen zu verhindern und die Heilung zu beschleunigen. Frische Schafgarbenblätter können direkt auf kleinere Wunden, Schnitte oder Schürfwunden aufgetragen werden, um den Heilungsprozess zu fördern. Darüber hinaus kann Schafgarbe in Form von Tees oder Tinkturen eingenommen werden, um innerlich Entzündungen zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken. Neben ihrer Rolle in der Wundheilung wird Schafgarbe auch bei der Behandlung von Verdauungsproblemen und Fieber eingesetzt. Ihr bitterer Geschmack regt die Produktion von Magensäuren an, was die Verdauung fördert und Blähungen lindert. Frauen verwenden Schafgarbe auch, um Menstruationsbeschwerden zu lindern und unregelmäßige Zyklen zu regulieren. Insgesamt ist die Schafgarbe eine tolle Heilpflanze. Man findet sie vor allem auf Wiesen. Du erkennst sie an einer weißen Scheindolde, die Blätter sehen aus wie eine Augenbraue, deshalb trägt sie auch den Namen „Augenbraue der Venus“.

Die Schafgarbe trägt den Namen „Augenbraue der Venus“

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Spitzwegerich (Plantage lanceolata)

Im Sommer können Insektenstiche nerven. Hier hat die Natur ein Kraut. Der Spitzwegerich ist mit seiner heilenden und adstringierenden (zusammenziehenden) Wirkung super gegen Mückenstiche. Dafür zerreibt man einfach 1 bis 2 Blätter mit der Hand. So tritt der Saft aus, der direkt auf die Stelle gegeben wird. Damit hat das Jucken bald ein Ende. Außerdem kann man auch die „Nüsschen“ also die Pflanzenköpfe essen, sie schmecken leicht nach Pilz und sind super im Salat. In der Phytomedizin findet man viele Präparate, in denen der Spitzwegerich bei Husten oder Asthma eingesetzt wird, da die Blätter antibakteriell und schleimlösend wirken. Sammle gern die Blätter, um einen Sirup für den Winter herzustellen. Der Spitzwegerich ist fast überall auf Wiesen, Wegen oder in Gärten zu finden.

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Gänseblümchen (Bellis perennis)

Das Gänseblümchen ist eine kleine, aber bemerkenswerte Pflanze. Sie ist hübsch anzusehen auf Wiesen und in Gärten. Sie hat aber auch eine lange Tradition in der Kräuterkunde. Die Inhaltsstoffe des Gänseblümchens sind vielfältig. Zu den wichtigsten gehören Saponine, Flavonoide und ätherische Öle. Saponine sind für ihre schleimlösende und entzündungshemmende Wirkung bekannt. Sie können helfen, Husten zu lindern und die Heilung von Atemwegserkrankungen zu unterstützen. Flavonoide, die in vielen Pflanzen vorkommen, wirken antioxidativ und können die Zellen vor Schäden durch freie Radikale schützen. Darüber hinaus enthält das Gänseblümchen ätherische Öle, die eine beruhigende und leicht antiseptische Wirkung haben. Diese Öle können in Form von Tee oder Tinkturen zur Linderung von Hautproblemen wie Akne oder kleinen Wunden verwendet werden. Gerb- und Bitterstoffe unterstützen die Verdauung und können bei Magen-Darm-Beschwerden hilfreich sein. Eine unscheinbare Pflanze mit viel Wirkung.

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Brennnessel (Urtica diocia)

Die Brennnessel, oft als Unkraut verkannt, ist eine Pflanze mit bemerkenswerten Heileigenschaften. Sie ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Antioxidantien. Was sie zu einem wertvollen Bestandteil der Naturheilkunde macht. Insbesondere enthält die Brennnessel Vitamin A, C, K sowie verschiedene B-Vitamine und Mineralien wie Eisen, Calcium und Magnesium. Wer braucht da Nahrungsergänzungsmittel?
Sie kann in Form von Smoothies oder Saft auch als Entgiftungskur eingesetzt werden. Sie unterstützt die Nierenfunktion und ist damit super bei leichten Blasenentzündungen zum Beispiel in Form eines Tees anzuwenden. Die Samen können den Sommer über gesammelt werden, um dein Müsli am Morgen noch gesünder zu machen. Außerdem kann man Brennnesselblätter super zum Düngen seiner Gartenpflanzen nutzen, da sie ein toller Stickstofflieferant sind. 5 kg frische Brennnessel auf 25 Liter Wasser und 2 Wochen an einem sonnigen Ort stehen lassen. 1:10 verdünnen und den Pflanzen von dem Superfood zu trinken geben.

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Mädesüß (Filipendula ulmaria)

Viele nennen das Mädesüß auch „Wiesenaspirin“. Das ist allerdings nicht ganz korrekt, auch wenn der Name Aspirin teils von unserem wunderschönen Mädesüß abgeschaut ist. Die Heilpflanze trägt nämlich die alternative lateinische Bezeichnung Spiraea ulmaria. Früher wurde aus Mädesüß der Wirkstoff Spirinsäure isoliert, den man heute als Salycilsäure kennt und der bei Aspirin längst synthetisch hergestellt wird. Man setzt Mädesüß bei leichten fiebrigen Erkrankungen ein, in Form eines Tees oder eines Oxymels. Dieses Kraut findet man an feuchten Ufern oder nassen Wiesen. Es sollte aufgrund seiner Saliyclate und fiebersenkenden Wirkung in keinem Erkältungstee fehlen.

Oxymel gegen Erkältungen in Herbst und Winter

Du brauchst drei Teile Honig auf einen Teil Apfelessig und einen Teil Kräuter:

20 g Essig
60 g Honig
20 g Pflanzen

Jeden Tag schütteln und öffnen und nach 4–6 Wochen abseihen. 1–2 Esslöffel auf ein Glas stilles Wasser und genießen.

Achtung: Bist du allergisch gegen Aspirin oder Salicylatverbindungen, dann bitte Mädesüß nicht innerlich einnehmen.

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