Menschen

Sissi und der Fuchs

Autorin Sissi Kuhlmann liebt Hunde und am meisten ihren Tierschutzhund Fuchs. Wie Sissi und Fuchs sich gefunden haben, lest ihr hier.

von Sissi Kuhlmann12.7.2023
Sissi Kuhlmann findet Ruhe und Frieden in der Natur und mit Tierschutzhund „Fuchs“. Hier schreibt sie unter anderem über das Reisen mit Hund.

Hunde gehören für mich schon immer zu meinem Leben. Aufgewachsen bin ich mit Whippets und Greyhounds. Für mich war eigentlich immer klar, dass eine dieser Hunderassen irgendwann bei mir einziehen wird. Aber erstmal von vorn. Mit 18 Jahren zog ich von Hildesheim nach Hamburg. Ich machte eine Ausbildung im Hotel Park Hyatt Hamburg, arbeitete auf einem Kreuzfahrtschiff, hatte verdammt wilde Mitte 20er. Und dann wurde es irgendwie ruhig. Im März 2019 bin ich auf meinen rumänischen Tierschutz-Fuchs aufmerksam geworden. Ich war nicht auf der Suche nach einem Hund. Ich war einfach nur so gut vernetzt, dass Fuchs mich finden konnte.

Wie Fuchs in mein Leben kam

Plötzlich war da dieser Hund auf meinem Handybildschirm. Zusammengerollt auf dreckigen Europaletten in der Hundehölle von Vâlcea, Rumänien. Ein Hund namens Fuchs mit Todesangst und einem verzweifelten Blick. Dort, wo er herkommt, war sein Leben nichts wert. Genau wie tausende Hunde jährlich, wurde er von skrupellosen Hundefängern eingesperrt, um an diesem hässlichen Ort zu sterben. Gäbe es den Verein Herzenshunde & Friends e.V. nicht, hätte keine dieser Seelen eine Chance auf Leben. Durch einen Post stieß ich also auf Fuchs. Sein Bild wurde so oft geteilt, bis es an der richtigen Stelle ankam und mich dann nicht mehr losließ. Ich musste genau diesen kleinen Fuchshund retten.

Über Herzenshunde & Friends e.V.

Die beiden Tierschützerinnen Florentina Cioaca und Nicoleta Stefanescu leben in Vâlcea in Rumänien und haben vor etwa 10 Jahren den gemeinnützigen Verein Herzenshunde & Friends ins Leben gerufen.

Für die beiden ist diese Aufgabe eine Herzensangelegenheit, die sie aber auch viel Kraft kostet: Die Betreuung der aktuell 300 Hunde, das Füttern, die Verabreichung von Medikamenten – dies sind nur einige Bereiche, um die sich Flo und Nico täglich kümmern.

„Ich fragte mich, ob ich eigentlich vollkommen irre bin. Natürlich hatte ich Zweifel und das war gut so. Einen Hund zu adoptieren ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Es ist ein tägliches Miteinander und eine tiefe emotionale Bindung, für die man bereit sein muss.“

Ob ich Bedenken hatte, dass alles gut geht? Oh ja! Ende März 2019, kurz vor der Adoption von Fuchs, kam ich gerade von meiner zweiten Wintersaison in Saalbach-Hinterglemm zurück. Mit 26 Jahren war mein Leben eine reine Achterbahnfahrt. Natürlich hatte ich Zweifel und das war gut so. Einen Hund zu adoptieren ist eine verantwortungsvolle Aufgabe. Es ist ein tägliches Miteinander und eine tiefe emotionale Bindung, für die man bereit sein muss. Einen Hund zu halten bedeutet, ihn verstehen zu wollen und ihn artgerecht und liebevoll zu versorgen.

Obwohl ich Hundeerfahrung hatte, war ich echt nervös. Aber ich hatte Kontakte, bei denen ich gute Fragen stellen konnte. Als ich mich entschied, Fuchs zu adoptieren, habe ich mir alles an Gesprächen, Text-, Bild-, und Videomaterial reingezogen, was ich über die Adoption eines Tierschutzhundes herausfinden konnte. Und dann habe ich die Adoption einfach angefragt. Die Antwort kam schnell und traf mich sehr:

„Wir haben von den Tierschützern in Rumänien erfahren, dass Fuchs wohl sehr sehr ängstlich ist und auch nach vorne geht (er beißt). Es tut uns wirklich sehr leid, aber wir würden ihn gern zu erfahreneren Hundehaltern geben. Wir haben noch ganz viele nette Hunde vor Ort, vielleicht möchten Sie sich aus den Vorschlägen einen anderen Hund aussuchen?“

Einen anderen Hund aussuchen? Auf gar keinen Fall!

Es war genau dieser Hund, der mich rief. Mein Fuchs! Dann folgten viele E-Mails. Ich hatte permanent Herzklopfen und 1.000 Fragen im Kopf.

Die kritische Dame spürte, dass ich das unbedingt wollte.

Bei der Vorkontrolle an meinem Küchentisch hat wohl nur mein so fester Wille dazu beigetragen, dass ich genau diesen Hund bekommen habe. Die kritische Dame musste es wohl auch gespürt haben. Und dann ging es endlich los. Hunde, die adoptiert wurden, werden von den Tierschützern in Vâlcea aus dem öffentlichen Shelter geholt. Sie werden kastriert, geimpft, gechipt und erhalten einen EU Heimtierausweis. Etwa alle vier Wochen fährt ein Transporter von Rumänien zu den jeweiligen Zielorten und rettet damit den Hunden das Leben. Ich bekam dann eine E-Mail: Fuchs hat bei der Kastration so viel Blut verloren, dass er beinahe gestorben wäre. Mit dieser Operationswunde kann er nicht in den nächsten Transporter. Noch schlimmer: Er muss zurück an diesen furchtbaren Ort.

Und ich sollte Zuhause in Hamburg in meiner Wohnung sitzen und Däumchen drehen? Während dieser Hund vier weitere Wochen in der Hölle sitzt? Nein. Einfach nein. Innerhalb von zwei Tagen organisierte ich einen kleinen Transporter und einen Mitfahrer als Begleitschutz für die Reise nach Rumänien.

Fuchs-Fang mit Schock-Nachricht

Meine Augen wanderten von einer Hundeschnauze zur nächsten, bis ich plötzlich meinen Fuchs entdeckte. Er lief unruhig durch sein Gehege und beobachtete uns. Je näher wir kamen, desto nervöser wurde er. Berührt von all den Eindrücken und diesem wunderschönen Hund schossen mir die Tränen in die Augen. Ich konnte kaum glauben, dass wir wirklich hier waren. Es dauerte etwa 30 Minuten, bis Florentina Fuchs einfangen konnte, denn sie wollte ihn möglichst wenig einschüchtern.

Aggressiv war Fuchs überhaupt nicht – bis heute im Übrigen nicht. Was sich allerdings auch zeigte, war ein mandelgroßer und blutender Sticker-Tumor im Genitalbereich. Ob wir Fuchs trotzdem mitnehmen wollen, wurde ich gefragt. Die Behandlung wäre eine kostspielige Chemotherapie. Fuchs hier lassen? Keine Option!

Ankunft in Deutschland

3.600 Kilometer und drei Tage später war ich zurück in Hamburg – mit Fuchs! Meine Mitbewohnerin und ich trugen die Transportbox samt Hund in die Wohnung. Dort angekommen, öffnete ich behutsam die Tür des kleinen Käfigs und gab Fuchs dabei ein Versprechen: ihn nie wieder in seinem Leben einzusperren.

Mittlerweile lebt er seit vier Jahren bei mir und ich glaube, er liebt sein Leben. Wir haben bereits ein Jahr gemeinsam in einer Hundepension und Auffangstelle für Straßenhunde gelebt und gearbeitet, einen herrlichen Sommer und einen abenteuerlichen Winter in Saalbach-Hinterglemm verbracht, die Übernahme eines Wirtshauses in Salzburg gemeistert, eine Chemotherapie überstanden und mehr als 4.000 gemeinsame Spaziergänge zusammen erlebt. Dieser kleine, lustige Hund bereichert mein Leben jeden Tag auf so vielen Ebenen. Es war genau richtig, dem Ruf meines Herzens zu folgen. Fuchs und ich gehören einfach zusammen.

„Für mich war klar, dass ich mein Leben so basteln werde, dass ein Fuchs sich darin wohlfühlt. Mittlerweile arbeite ich übrigens selbstständig im Home Office und nehme Fuchs auf all meinen Reisen mit.“
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