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Über den GeoPark bieten Sie auch eine Exkursion zum Boltenhagener Kliff an. Warum sollte dieser Ort unbedingt auf meiner Bucket-List stehen?
Das Kliff von Klütz Höved bei Boltenhagen erodiert sehr stark. Je mehr es bröckelt, desto interessanter ist es – zumindest aus geologischer Sicht. Auf diese Weise ist ja permanent für Frischware gesorgt. Das Beeindruckende an den Kieskuhlen hier im Norden und eben auch an unserer Ostseeküste ist, dass ich auf einem Quadratmeter ein riesiges Spektrum an Gesteinen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters finde. Als die Gletscher während der Eiszeit aus Skandinavien über unser heutiges Norddeutschland hinwegzogen, führten sie an ihrer Unterseite loses Gestein mit, das liegen blieb. Gestein, das mehrere hundert Milliarden Jahre alt sein kann. Mittlerweile können wir bei vielen Gesteinen sehr genau bestimmen, welcher aus Oslo gekommen ist und welcher aus Kristianstad oder von der Insel Öland.
Skandinavien befand sich zu jener Zeit dort, wo heute Australien liegt. Fossilien, die wir heute am Strand finden, schwammen also irgendwann als lebendige Urzeittiere auf der Südhalbkugel herum. Nachdem sie gestorben, auf den Meeresgrund gesunken und zu Kalkstein geworden waren, wurden sie durch die Plattentektonik über den Äquator nach Norden transportiert. Dann kam die Eiszeit, die Gletscher entstanden, nahmen es mit und ließen den so genannten Ölandstein hier bei uns in Boltenhagen am Kliff zurück. Das Meer hat ihn dann wieder freigespült – so schreibt jeder Stein heute seinen eigenen Reiseblog.