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Solidarische Landwirtschaft: Wie man gemeinsam den Acker der Zukunft gestaltet

Stellt euch vor, ihr bekommt euer Gemüse nicht aus dem Supermarkt, sondern unterstützt direkt einen Bauernhof und seid Teil des Prozesses – vom Saatgut bis zur Ernte. Genau so funktioniert das in der Solidarischen Landwirtschaft.

von Nadine Pinezits2.12.2024
Nadine liebt die Berge, den Wald hinter ihrem Elternhaus, die Küsten Portugals und ihre Kamera, mit der sie sämtliche ihrer Abenteuer einfängt.

Die heutige Landwirtschaft ist von Großbetrieben und industriellen Prozessen geprägt. Viele Landwirtschaftsbetriebe stehen vor der Herausforderung, einen fairen Preis für ihre erzeugten Lebensmittel zu erhalten. Zwischen all den gängigen Vorgehensweisen und den damit einhergehenden Problemen gibt es jedoch ein Modell, das auf Gemeinschaft, Nachhaltigkeit und fairer Verteilung basiert: die Solidarische Landwirtschaft (Solawi). In Deutschland sind mittlerweile mehr als 500 Solawi-Projekte aktiv, die mit dem Ziel arbeiten, die Versorgung mit nachhaltig produzierten Lebensmitteln zu sichern und gleichzeitig die soziale Bindung zwischen Produzent*innen und Konsument*innen zu stärken.

Eine Partnerschaft zwischen Hof und Abnehmenden

Okay, aber nochmal auf Anfang: Was kann man sich unter einer Solidarischen Landwirtschaft vorstellen? Grundlegend ist es so, dass bei einer Solawi Verbraucher*innen und Landwirt*innen eine direkte Partnerschaft eingehen. Anstatt Lebensmittel über Supermärkte oder Zwischenhändler*innen zu kaufen, schließen sich Konsument*innen mit einem landwirtschaftlichen Betrieb zusammen, um diesen finanziell zu unterstützen. Im Gegenzug erhalten sie regelmäßige Ernteanteile aus der Produktion des Hofes. Das Prinzip basiert dabei auf einem solidarischen Austausch: Die Mitglieder tragen das wirtschaftliche Risiko der Landwirtschaft, teilen die Ernte und sind aktiv in den Produktionsprozess eingebunden.

Martin Piper führt zusammen mit Viola Güpel und Daniel Fitsch den Hof Windberg in Kasseedorf in Schleswig-Holstein. Die Solidarische Landwirtschaft ist auch dort die wesentliche Grundlage. "Wir haben das Solawi-Prinzip bereits zu Ausbildungszeiten kennengelernt und waren vom Konzept direkt begeistert“, sagt Martin. Für die drei klare Entscheidung, dieses Modell zu übernehmen, als sie den Schritt in die Selbstständigkeit machten. "Vor allem die Nähe zu unseren Mitgliedern, zu wissen, für wen man anbaut, und die Wertschätzung, die unserer Arbeit entgegengebracht wird, sind für uns Aspekte, die wir sehr zu schätzen wissen."

Gemeinsam säen, ernten und teilen

In der Solidarischen Landwirtschaft sind die Mitglieder aber mehr als nur Käufer*innen – sie sind aktive Partner*innen. Ob beim Ernten oder beim Kisten Ausfahren – die Solawi lebt von der Gemeinschaft – alles auf freiwilliger Basis natürlich. Auch Feste spielen eine wichtige Rolle: Zwischen April und Oktober laden Höfe wie Windberg regelmäßig zu Mitmachtagen ein, die oft mit einem gemeinsamen Erntedankfest enden. Auch wenn diese Aktivitäten nicht verpflichtend sind, nutzen viele die Chance, Landwirtschaft hautnah zu erleben und Teil des Prozesses zu sein.

Aktuell versorgt der Hof Windberg mit 140 Ernteanteilen rund 250 bis 300 Menschen. Und die können, was ihre Ernte angeht, sogar mitbestimmen und Wünsche äußern, was angebaut werden soll. Die Anbauplanung basiert zwar auf der Erfahrung der Landwirt*innen, Feedback ist aber immer willkommen. "Wir sind immer offen für Anregungen aus der Solidargemeinschaft und versuchen, diese im Rahmen einer sinnvollen Fruchtfolge umzusetzen," erklärt Martin das Vorgehen auf seinem Hof. So entsteht nicht nur ein tolles, bedürfnisorientiertes Sortiment, sondern auch ein Bewusstsein für landwirtschaftliche Vorgehen und eine enge Verbindung zu den Lebensmitteln.

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Solawis als Zukunftsmodell für die Landwirtschaft?

Eine große Solawi-Gemeinschaft bringt neben den vielen Vorteilen auch die ein oder andere Herausforderung mit sich, etwa bei der Abstimmung vieler Interessen. Martin sieht die Zukunft seines Hofes jedoch optimistisch: "Wir möchten unser Angebot weiterentwickeln – von Obstbäumen über Streuobstwiesen bis hin zur Tierhaltung mit Schweinen und Gänsen." Diese Ideen zeigen, wie viel Potenzial in der Solawi steckt.

Die Solidarische Landwirtschaft bietet eine nachhaltige Alternative zur konventionellen Landwirtschaft. "Regionale Produkte ohne komplexe Lieferketten leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz," betont Martin. Die kurzen Transportwege und der Verzicht auf Verpackungsmüll stärken nicht nur das Klima, sondern auch die regionale Wirtschaft. „Mit einem Selbstversorgungsgrad von unter 40 Prozent bei Gemüse zeigt Deutschland, wie groß der Handlungsbedarf ist“, fügt der Landwirt hinzu. Höfe wie Windberg sind Beispiele dafür, wie die Solawi regionale Strukturen stärken und neue Wege für die Landwirtschaft schaffen kann. Ein so vielfältiger biologisch bewirtschafteter Betrieb hat außerdem tolle Möglichkeiten, ein Lernort zu sein. „Wir sehen zukünftig auch viel Potential in der Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten sowie pädagogischen Angeboten seitens des Hofes“, präsentiert Martin die gemeinsamen Ideen.

Mit der Solidarischen Landwirtschaft entsteht somit nicht nur eine nachhaltige Form der Nahrungsproduktion, sondern auch eine wertvolle Verbindung zwischen Mensch, Natur und Gemeinschaft – ein Modell, das zeigt, wie wir gemeinsam den Wandel gestalten können.

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