Wandern mit Hund: 7 Fragen an Maddie Pagenkemper

von Ilka Bröskamp1.7.2024
Ausgeschlafen und bei einem frisch zubereiteten Hafermilch-Latte, schreibt Ilka leidenschaftlich gern über bewussteres Leben und Reisen.
Maddie ist gemeinsam mit ihrem Hund Barney unterwegs.

Zum Studium verschlägt es Maddie nach Clausthal in den Oberharz. In 650 Metern Höhe ist die Liebe zur Natur und zum Wandern schnell entfacht. Ob im Harz oder den Alpen – seit 2016 immer mit dabei: ihr weißer Schweizer Schäferhund Barney.

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Liebe Maddie, was macht das Wandern zusammen mit einem Hund so besonders?

Man stellt sich unterwegs komplett auf seine:n Partner:in ein und sieht die Welt so auch mit anderen Augen. Ohne den Hund vermenschlichen zu wollen, vergleiche ich das gern mit dem Wandern mit Kindern, die unterwegs oft so viel mehr wahrnehmen – ein schöner Stein, ein Wasserfall oder Pfützen. Auch der Hund riecht oder guckt an verschiedenen Stellen und das entschleunigt mich. Ich habe beruflich viel mit Menschen zu tun und am Wochenende finde ich es ganz angenehm, wenn ich mit Barney unterwegs bin, vier, fünf Stunden einfach mal zu schweigen, keine Gespräche zu führen aber trotzdem nicht allein unterwegs zu sein. Ich kann so super abschalten. Und, wenn man als Frau allein in eher abgeschieden Gebieten unterwegs ist, gibt mir so ein großer 46 Kilo-Hund viel Sicherheit. Dass er eigentlich mehr Angst hat als jede:r Angreifer:in, weiß ja niemand.

„Das Wandern mit Hund braucht Übung, man muss sich erstmal als Team einspielen und seinen Hund lesen lernen. Sie können nicht Bescheid geben, wenn es ihnen zu viel wird und gehen für den Menschen auch über ihre Grenzen hinaus. Darauf muss ich achten.“
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Ihr wandert mittlerweile auch sehr weite Strecken von bis zu 80 Kilometern. Wie macht man seinen Hund fit fürs Wandern?

Das geht nur ganz langsam und behutsam. Grundsätzlich müssen wir uns ja beide auf die Wanderungen vorbereiten. Wir trainieren also zusammen und achten im Alltag darauf aktiv zu sein, mehr Bewegung zu haben. Wichtig ist, auch im Winter, außerhalb der Trekkingsaison, nicht faul zu sein und sich aufzuraffen. Ich nehme Barney auch schonmal mit zu einem Ausritt und wir trainieren verschiedene Geschwindigkeiten. Das Wandern mit Hund braucht Übung, man muss sich erstmal als Team einspielen und seinen Hund lesen lernen. Sie können nicht Bescheid geben, wenn es ihnen zu viel wird und gehen für den Menschen auch über ihre Grenzen hinaus. Darauf muss ich achten. Überhitzt er gerade? Braucht er Schatten, Wasser, eine Pause, oder sollten wir die Tour lieber beenden? Die Bedürfnisse des Hundes müssen über dem eigenen Ehrgeiz stehen. Ich habe aber das Gefühl, Barney ist sowieso fitter als ich und gerade bei langen Wanderungen haben wir Menschen viel größere Probleme. Irgendwann kommen die Blasen oder die mentalen Herausforderungen. Von den sehr weiten Distanzen habe ich mich deshalb mittlerweile zurückgezogen. Um selbst noch Spaß zu haben und mit einem Lächeln ans Ziel zu kommen, habe ich bei 50 Kilometern meine Grenze gesetzt.

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Was sind deiner Erfahrung nach gute Einstiegstouren und auf welches Equipment möchtest du unterwegs nicht verzichten?

Der Harz ist wirklich ein super Wandergebiet. Die Community Dogtrekking Harz veranstaltet hier auch regelmäßig ganz tolle Touren. Ganz grundsätzlich würde ich dazu raten mit einem Mittelgebirge anzufangen – egal ob Harz, Gebirgszüge im Sauerland oder das Elbsandsteingebirge – bevor man mit Alpin-Trekking startet. Dafür braucht man einfach mehr Erfahrung und auch das Mittelgebirge kann schon sehr herausfordernd sein. Am besten startet man mit zwei oder drei Kilometern und steigert sich nach und nach. Beim Dogtrekking ist man mit Papierlandkarten unterwegs und läuft einzelne Checkpoints ab, doch auch fürs klassische Wandern ist es von Vorteil zu lernen, einfache Wanderkarten zu lesen. Die habe ich eigentlich immer als Backup dabei. Auch wenn man Apps, Landkarten und GPS-Tracking offline nutzen kann, ist auf die Technik nicht immer Verlass. Dann darf ein Erste-Hilfe-Set mit Rettungsdecke, Sonnenschutz und Schmerzmitteln, auch für den Hund, nicht fehlen. Neben ausreichend Wasser, Essen bzw. Futter und Regenkleidung sind auch Hundeschuhe zum Schutz der Pfoten wirklich wichtig. Naja und auch die Kotbeutel inklusive geruchsdichter Verpackung – ein echter Gamechanger – sollte man immer dabei haben.

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Gibt es Verhaltensregeln, die es zu beachten gilt, wenn man mit dem Hund in den Bergen oder auch in Wäldern unterwegs ist?

Zum Schutz von Wildtieren muss man auf die Brut- und Setzzeit achten, in der Hunde nur an der Leine laufen dürfen. Man sollte sich vorher unbedingt informieren, da die Zeiträume je nach Bundesland unterschiedlich sind. Auch in Nationalparks sollte man den Hund an der Leine lassen. Da drohen ansonsten wirklich hohe Geldstrafen. Mir ist gegenseitige Rücksichtnahme sehr wichtig, insbesondere wenn man mit einem großen Hund unterwegs ist. Ich merke schon, dass es immer wieder Menschen gibt, die auch schon von Weitem Angst haben. Den Hund in diesen Situationen rechtzeitig zur Seite zu nehmen, finde ich wichtig.

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Auf deinem Blog und Instagram-Kanal sieht man, dass du vor allem Wanderwege suchst, die nicht so stark frequentiert sind – wie planst du deine Touren und findest Routen, die auch für deinen Hund geeignet sind?

Wenn ich eine Region noch gar nicht kenne, dann informiere ich mich auf den offiziellen Tourismusseiten über die Wanderwege und schaue, welche Routen zu uns passen könnten. Hier spielen die Länge, der Startpunkt, Wegbeschaffenheit und die Höhenmeter eine Rolle. Zusätzlich nutze ich zur Streckenplanung Apps wie Komoot oder Outdooractive und passe vorgefertigte Rundtouren manchmal auch an. Natürlich weiß ich vorher nicht, welche Routen hoch frequentiert sind. Aber wenn ich häufig von bestimmten Highlights entlang der Route lese und entsprechende Hinweise zu langen Wartezeiten in Userbewertungen finde, kann ich davon ausgehen, dass es hier voll wird. Manchmal hilft es auch, Tourismusverbände direkt anzuschreiben und nach Geheimtipps und Erfahrungen zu fragen.

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Große Distanzen, unbefestigte Wege, Höhenmeter ... Welche Herausforderungen begegnen euch unterwegs und wie geht ihr mit diesen um?

Auch wenn ich gerne spontan losgehe, ist bei alpinen Wanderungen und in den Hochgebirgen Planung unabdingbar. Ein super Tipp, wenn man in den Bergen wandern geht, ist eine Mitgliedschaft in einem Alpenverein. So hat man die Sicherheit, dass man im Notfall kostenfrei von der Bergrettung rausgeholt wird. Bin ich mit Barney unterwegs, versuche ich natürlich sicherzustellen, dass kein Klettersteig auf der Route liegt. Im Sommer in den Alpen habe ich zudem immer großen Respekt davor freilaufenden Kühen zu begegnen. Wenn Kälber dabei sind, ist so eine Begegnung mit Hund nicht zu unterschätzen, weil die Kühe den Hund angreifen könnten. Wenn das passiert, kann man seinen Hund eigentlich nur noch von der Leine und laufen lassen. Ansonsten muss man sich einfach bestmöglich darauf einstellen, mit allen möglichen Gegebenheiten umgehen zu können. Das Wetter kann plötzlich umschwingen oder ich habe Hunger, aber all meine Brote schon gegessen. All das sollte man im Blick behalten und abwägen, ob man einen weiteren Aufstieg noch mitnimmt oder nicht. Jede Wanderung bringt Herausforderungen mit sich. Die bleiben einem dann aber auch in Erinnerung und man lernt viel dazu.

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Gibt es eine Wanderung, die dir besonders positiv in Erinnerung geblieben ist?

Einen echten Magic Moment hatte ich bei einem Dogtrekking zusammen mit einer Freundin im Harz. Weil es tagsüber zu heiß war, sind wir die Nacht durchgelaufen, mitten durch den Nationalpark. Es war komplett dunkel, wir hatten nur das Licht unserer Stirnlampen und weil wir keinen Weg erkennen konnten, haben wir uns vor allem auf unsere Hunde verlassen, die uns mit ihrem siebten Sinn sicher durch den Park geführt haben. Und auf einmal reflektierten um die 20 Lichtpunkte im Gebüsch und vor uns standen zehn Rehe, die uns angeschaut haben. Wir haben nichts gehört, es war einfach nur still und so ein friedliches Gefühl. Ein richtiger Gänsehautmoment.

Vielen lieben Dank für die Einblicke und Tipps rund um das Wandern mit Hund. Ich wünsche dir und Barney noch viele weitere besondere Momente unterwegs.

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