Aktivurlaub mit kleinen Kindern: 7 Fragen an Kristina und Tom von @adventuremo.de

von Ilka Bröskamp12.4.2024
Ausgeschlafen und bei einem frisch zubereiteten Hafermilch-Latte, schreibt Ilka leidenschaftlich gern über bewussteres Leben und Reisen.
Im Schnee unterwegs: Kristina und Tom mit ihren Kindern auf dem Schlitten.

Ob Roadtrip, Wandern oder Kitesurfen – im Urlaub liegen Kristina und Tom mit ihren drei Söhnen selten einfach nur am Strand. Wie das aktive Reisen mit kleinen Kindern gelingt, verraten sie uns im Interview.

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Liebe Kristina, lieber Tom, ihr seid Eltern von drei Söhnen, gemeinsam bereist ihr zu fünft die Welt. An welche Reise erinnert ihr euch besonders gern?

Kristina: Costa Rica war eine der prägendsten Reisen, an die wir gern zurückdenken, auch weil sie unter so außergewöhnlichen Umständen passiert ist. Es war einerseits unsere erste Fernreise zu fünft und andererseits lag sie mitten in Corona, mitten in den Lockdowns, mitten in einem ganz grausig nassen Winter. Wir haben uns in Costa Rica einen Camper mit Dachzelt gebucht und sind mit zwei zehn Monate alten Babys und sehr vielen Unsicherheiten im Schlepptau einfach zwei Monate in die Sonne geflogen. Ich habe früher eine Weile in Lateinamerika gelebt, kenne die Gegend ganz gut und spreche die Sprache. Das hat uns Sicherheit gegeben und im Nachhinein war es das Beste, was wir in dieser so schwierigen Zeit tun konnten. Auch wenn nicht immer alles glatt gelaufen ist, hat doch alles ziemlich gut funktioniert und wir haben viele schöne Orte entdeckt, von denen wir eindrucksvolle Bilder und Momente mitnehmen konnten.

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Euer Sohn Moritz ist sechs Jahre alt und die Zwillinge sind drei Jahre alt. Was sind aus eurer Sicht die größten Herausforderungen, wenn man mit kleinen Kindern verreist?

Kristina: Meist sind es die Herausforderungen, die wir auch im Alltag mit drei kleinen Kindern bewältigen müssen. Gerade mit Zwillingen hat man immer eine Hand zu wenig.

Tom: Ja und zusätzlich kommen in einer neuen Umgebung dann noch einige unbekannte Variablen dazu, zum Beispiel ein verschimmeltes Airbnb. Da würde man ohne Kinder sagen: „Okay, für eine Nacht geht das“. Mit Kindern versucht man dann aber auch abends um acht noch eine andere Unterkunft zu finden. Oder es ist uns auch schon häufiger passiert, zum Beispiel in Italien aber auch in Mexiko oder Costa Rica, dass man am frühen Abend etwas Essen gehen möchte, damit die Kinder um sieben, halb acht ins Bett können, und dann haben dort zu der Uhrzeit aber noch alle Restaurants geschlossen. Also besonders herausfordernd wird es immer dann, wenn die Rahmenbedingungen suboptimal sind.

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„Mit allem, was man ausprobiert, lernt man wieder dazu und findet Schritt für Schritt die Dynamik, die für die Familie passt.“
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Und wie begegnet ihr diesen Herausforderungen?

Kristina: Ich finde, man wird mit jedem Kind entspannter. Mit Situationen, bei denen wir uns bei Moritz noch total Sorgen gemacht haben, gehen wir mit den Zwillingen schon viel lockerer um. Ich habe beispielsweise immer nur das erste halbe Jahr gestillt und danach sind wir auf Pre-Nahrung umgestiegen. Bei Moritz haben wir genau durchgerechnet, wie viel wir brauchen und wie viel ins Gepäck passt. Natürlich hatten wir am Ende zu wenig eingepackt und mussten vor Ort Babynahrung nachkaufen. Mit den Zwillingen gehen wir jetzt mit einer ganz anderen Grundhaltung heran. Wir packen nicht zig Packungen Windeln und Milchnahrung ein, sondern wissen, dass es auch vor Ort genug Alternativen gibt. Und statt mit drei kleinen Kindern im Restaurant essen zu gehen, verzichten wir halt auf diesen Komfort und versorgen uns in Apartments oder Campern selbst.

Tom: Wenn man sich schwertut, flexibel auf Situationen einzugehen, seine fixe Umgebung und Routinen braucht, dann macht dieser Reisestil vielleicht nicht glücklich. Die vielen Unsicherheitsfaktoren machen es dann schwer, sich zu entspannen. Wenn man sich aber darauf einlässt und sagt „es läuft zwar anders als zuhause, aber es wird nichts Schlimmes passieren und wir bekommen daheim den Rhythmus schon wieder“, funktioniert es ganz gut. Und mit allem, was man ausprobiert, lernt man wieder dazu und findet Schritt für Schritt die Dynamik, die für die Familie passt.

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Wie wägt ihr eigentlich ab, welche Aktivitäten für eure Kinder geeignet sind – also zum Beispiel bei Wanderungen, wie weit ihr mit den Kindern gehen könnt? Ist das auch vor allem ein Ausprobieren?

Kristina: Ja, schon. Also herausfordernde Dinge, die zwar allein zu schaffen wären, die schließen wir von vornherein natürlich aus. Wir haben ja die Verantwortung für ein kleines Kind, das noch nicht so trittsicher ist. Aber ansonsten fahren wir schon oft ins Blaue. Man findet nicht über jede Tour immer die perfekten Daten und man weiß dann eben oft nicht genau, wie die Wege ausschauen oder wie zäh die Wanderung ist. Manchmal sind wenige Kilometer angegeben und die Wanderung dauert trotzdem sehr lang und manchmal ist die Strecke sehr lang, aber trotzdem schnell zu bewältigen. Wenn einen etwas reizt, sollte man es sich anschauen. Und manchmal muss man dann halt irgendwo umdrehen. Dann kommt man eben nicht ans Ziel oder erreicht den Gipfel nicht. Trotzdem hat man aber meist eine gute Zeit, weil der Pfad vielleicht sehr schön war und die Kinder sich dort super beschäftigt haben. Gerade bei Bergsport ist es essenziell, dass man dieses zielstrebige Denken loslassen kann, insbesondere wenn Kinder dabei sind.

Tom: Man muss da auch den Mut gegenüber sich selbst und vielleicht auch gegenüber des Partners oder der Partnerin haben, zu sagen: „Hey, hier drehen wir jetzt um, mir ist nicht mehr wohl dabei“. Bei allem, was Berge betrifft, ist es ein guter Ratschlag, sich nicht als Verlierer:in zu sehen, wenn man nicht die ganze Strecke schafft. Der Weg sollte das Ziel sein und nicht das Gipfelkreuz.

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Bindet ihr eure Kinder, also vor allem Moritz, in die Urlaubsplanungen mit ein?

Kristina: Nur in einem kleinen Rahmen, indem es dann zum Beispiel zwei Dinge zur Auswahl gibt. Die Kinder hätten immer Lust auf das Gleiche: Eis essen und am Strand sitzen oder sowas. Sie sind dafür einfach noch zu wenig fokussiert. Selbst der Große hat im Vorhinein wenig Vorstellungen davon, was passiert, wenn wir etwas unternehmen. Und wenn wir immer auf ihn hören würden, würde er sehr viele schöne Erlebnisse verpassen.

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„Wenn man spannende Wege sucht, die irgendwo am Wasser entlangführen, wo es kleine Kletterfelsen in der Nähe gibt oder man durch Wälder läuft, kommt die Motivation meist von selbst. Unsere Kinder sind eigentlich sehr gern in der Natur und in Bewegung und genießen das schon sehr.“
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Wie motiviert ihr eure Kinder denn, wenn sie eigentlich gar nicht so viel Lust haben und lieber am Strand sein würden, als wandern zu gehen?

Kristina: Wir wollen natürlich auf ihre Bedürfnisse eingehen und versuchen das dann miteinander zu kombinieren. Für uns sind Strandtage ja auch sehr entspannt. Aber unsere Kinder sind auch sehr energiegeladen und wir wissen, dass wir sie bis zu einem gewissen Grad auspowern müssen, damit sie am Ende des Tages ausgeglichen sind. Darum planen wir oft kleine Touren für den Vormittag und verbringen den Nachmittag am Strand. Wir sitzen beim Frühstück und erzählen, was heute der Plan für den Tag ist, beschreiben die Umgebung und was es für die Kinder dort Besonderes gibt. Es gibt keine großen Tricks. Unsere Kinder kennen es nicht anders, weil sie von Anfang an immer dabei waren und die Abläufe kennen.

Tom: Es gibt schon meistens ein Ziel, mit dem wir Anreize setzen. Also zum Beispiel einen schönen Spielplatz oder vielleicht gibt es auch irgendwo ein Eis. Wenn man spannende Wege sucht, die irgendwo am Wasser entlangführen, wo es kleine Kletterfelsen in der Nähe gibt oder man durch Wälder läuft, kommt die Motivation meist von selbst. Unsere Kinder sind eigentlich sehr gern in der Natur und in Bewegung und genießen das schon sehr. Und wenn dann manchmal noch Freunde und Freundinnen dabei sind, braucht man über Motivation gar nicht mehr sprechen, dann sind die Kinder so schnell am Ziel, dass wir mit den Zwillingen in der Kraxe fast gar nicht hinterherkommen.

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Was würdet ihr anderen Eltern oder auch werdenden Eltern raten, die sich fragen, ob sie auch mit Kleinkind noch Aktivurlaub machen können?

Kristina: Man muss lernen neu zu denken. Das Reisen ist nicht genau wie vorher und darauf sollte man sich einlassen. Es steht nicht mehr die sportliche Intensität im Zentrum, sondern eher der Genussfaktor. Es geht nicht mehr darum, wie schnell oder ausdauernd man ist. Dafür lernt man aber ganz neue Komponenten kennen. Die Zeit in der Natur zu genießen und diese wieder aufmerksamer wahrzunehmen. Kinder sind geborene Entdecker:innen und all die Dinge, die man als Erwachsene:r langsam vergessen hat – auf kleine Krabbelkäfer zu schauen, Tiere zu beobachten – das kommt mit Kindern alles wieder zurück. Ich kann da sehr viel Kraft rausziehen.

Tom: Und was wir eigentlich immer allen werdenden Eltern raten, ist, dass beide in Elternzeit gehen sollten, also gerade auch wir Männer. Es ist so eine Bereicherung für die ganze Familie, für die Kinder und die Papas insbesondere. Es lohnt sich, diese Auszeit von der Arbeit zu nehmen, sich was zu trauen und in die Welt rauszugehen. Sich zu sagen: „Hey, dieser 0815 Alltag, der hat mich davor gehabt und der hat mich danach wieder. Aber ich nehme mich da jetzt einfach ein paar Monate raus und schaffe Erinnerungen, an die man so viel zurückdenkt.“

Sind die Kinder älter, ist man plötzlich an die Hauptreisezeiten gebunden. Wenn du für fünf Personen voll zahlen musst, ist das unfassbar viel Geld, das man als normalverdienende Familie nicht einfach so aus dem Boden stampft. Und gerade lange, weitere Reisen sind mit Baby so viel einfacher als man glaubt. Und wenn man ein bisschen recherchiert, findet man selbst Fernreiseziele, die sich für Kleinkinder anbieten – wie Costa Rica zum Beispiel.

Vielen lieben Dank euch beiden für das tolle, inspirierende Gespräch.

Auf Instagram und auf ihrer Website halten Kristina und Tom euch auf dem Laufenden:

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