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Zu Besuch im Prientaler Bergbauernladen im Chiemgau

Frisches Gemüse und Obst der Saison, knusprige Brote – nach traditioneller Art gebacken. Käse aus Heumilch von Kühen, die draußen auf der Weide ihr Glück genießen dürfen. Was nach Bilderbuch klingt, ist in Aschau Realität.

von Laurie Hilbig3.11.2023
Laurie liebt es, in der Natur zu sein. Ob Wanderung oder Yoga-Einheit – Hauptsache durchatmen und das „Draußen“ genießen.

Denn hier öffnet jeden Freitag der Prientaler Bergbauernladen. Wir waren im schönen Chiemgau zu Besuch und stellen den Laden und sein Konzept genauer vor.

Ein Besuch im Bergbauernladen

Die Liebe zur Natur, der gemeinsame Zusammenhalt und die Freundschaft unter den Bauern und Bäuerinnen: Das schätzt Geschäftsführer Sebastian Pertl besonders, wenn er an seinen Laden denkt. Gemeinsam mit acht anderen Familien gründete er den Bergbauernladen im Jahr 1999. „Damals war der Laden noch viel kleiner. Wir haben eine Förderung von der Gemeinde bekommen und uns über die Jahre vergrößert“, sagt er. „Nächstes Jahr feiern wir bereits 25-jähriges Bestehen!“

Wer mit der Bahn nach Aschau reist, kann den Laden ganz leicht erreichen – denn das Geschäft liegt direkt neben dem idyllischen, alten Bahnhofsgebäude. Und der Bergbauernladen ist definitiv ein Blickfang: Ein schönes Gebäude mit Holzfassaden, vorne einladend präsentiert das frische Obst und Gemüse. Auch an den Kuchen kommt man nicht einfach so vorbei. An der Theke vorne zur Straße wird das selbstgemachte Gebäck verkauft. Auf keinen Fall sollte man sich die frisch zubereiteten Schmalznudeln entgehen lassen, die nach altem Rezept gebacken werden. Und ein paar Schritte weiter im Laden selbst steht Wolfgang Schwaiger, ebenso einer der Gründer:innen und außerdem der Marktleiter im Laden. Er kennt sich mit Käse besonders gut aus, denn er hat eine eigene Sennerei in Tirol.

Ob zu Corona-Krisen oder danach: Gemeinschaft wird groß geschrieben im Prientaler Bergbauernladen und das ist sofort spürbar, wenn man hier einkauft. Momentan wird das Geschäft von 12 Gesellschafter:innen (Bauern und Bäuerinnen) beliefert. Dass der Bergbauernladen nur freitags geöffnet ist, hat einen speziellen Grund: Die Waren sind begrenzt verfügbar. Wenn Beerensaison ist, gibt es Beeren. Wenn eine Kuh geschlachtet wurde, gibt es das Fleisch. Und wenn es ausverkauft ist, dann ist das so. Lebensmittel im Überfluss gibt es im Laden nicht. Es wird verkauft, was geliefert wurde. Und da die Kund:innen wissen, wie schmackhaft eine Gurke oder der Frischkäse mit Kräutern hier ist, kommen sie gerne früh. Denn es kann schon mal passieren, dass mittags einiges bereits ausverkauft ist.

Im Großen und Ganzen gelingt es den Inhaber:innen jedoch, den Kund:innen ein gut bestücktes Angebot zu liefern. Außerdem gibt es einen besonderen Service: Einen Verkaufs-Automaten, der 24 Stunden lang Leckereien bereithält. Auf Knopfdruck gibt es somit verschiedene Lebensmittel wie Milchprodukte, Wurstwaren, Eier oder Nudeln.

Die Kund:innen schätzen die besondere Qualität der Produkte, die zu 80 bis 95 Prozent übrigens Bio-zertifiziert sind.

Aus Aschau für die Region

Aus einem Herzensprojekt wurde Realität. Seit fast 25 Jahren setzen sich die Betreiber:innen des Prientaler Bergbauernladens für die Produktion hochwertiger Lebensmittel ein und stärken die heimische Region:

Strukturen erhalten: Kleinbäuerliche Strukturen und Familienbetriebe bleiben erhalten.

Landschaften schützen: Almen, Weiden und Wiesen werden geschützt und tragen so zu einer abwechslungsreichen und einmaligen Kulturlandschaft bei.

Landwirtschaft fördern: Die ökologische Landwirtschaft wird durch das Projekt gefördert.

Frische Leckereien direkt vom Bauernhof – zwei Beispiele

Brot vom Simmerlhof

Besonders das gute Brot ist freitags schnell vergriffen. Wer es mal probiert hat, ist sich sicher: Dieses Brot schmeckt wie früher. Es hat Substanz, viele gute Zutaten und wurde mit Liebe zubereitet – von Monika und Peter Pfaffinger. Ihnen gehört der Simmerlhof in Aschau-Sachrang. Jeden Donnerstag stehen sie nachts um 1 Uhr auf, bereiten die Teigsorten nach alten, traditionellen Rezepten zu. Die Brote – ob Roggen-Dinkel, Roggen-Weizen, Vinschgerl oder Baguette – werden schonend gebacken. Dann, freitags früh, geht es 800 Höhenmeter weit hinunter, zum Prientaler Bergbauernladen. Dort kommen die duftenden Brote dann gegen halb 9 morgens ofenwarm an.

Eier, Nudeln und Likör vom Wastlhof

Auch immer wieder ein Verkaufsrenner ist der Eierlikör vom Wastlhof. Hier wohnen unter anderem viele glückliche Hühner, um die sich Maria und Alois Riepertinger kümmern. Die Hühner leben auf den hofeigenen Wiesen, haben viel Auslauf, Scharrbereiche und Sträucher. Gefüttert werden sie mit Gras und Getreide-Maisbruch, der ausschließlich von heimischen Feldern stammt. Die gute Lebensweise der Hühner erkennt man auch in deren Eiern, die sattgelbe Dotter haben. Neben Eierlikör stellt Bäuerin Maria Riepertinger auch Eier- und Dinkelnudeln her. Wer also diese schmackhaften Nudeln, frische Eier oder Likör möchte, kann das im Prientaler Bergbauernladen bekommen. Und wer seine Frühstückseier selber einsammeln möchte, kann das auch direkt auf dem Wastlhof tun. Dass Menschen – und vor allem Kinder – verstehen, wie Bauernhöfe funktionieren und wo die Milch herkommt, das ist Maria Riepertinger sehr wichtig. Sie hat erkannt, dass dieses Wissen bei Kindern heutzutage oft gering ist – und nicht nur ein Problem in Großstädten ist. Deshalb besucht sie Schulen in der Region und setzt sich dafür ein, dieses Wissen weiterzugeben.

Mehr Wertschätzung für Lebensmittel im Alltag: Wie geht das?

Jährlich landen rund 75 kg Lebensmittel pro Person in Deutschland auf dem Müll. Mit nur wenigen Tricks schaffen wir es, in einen bewussteren Umgang mit unseren so wertvollen Lebensmittel zu finden:

Versuche nur so viel einzukaufen, wie du auch tragen kannst. Bei kleineren Mengen behalten wir einen besseren Überblick. Oft hilft eine Einkaufsliste!

Das überschrittene Haltbarkeitsdatum auf Verpackungen bedeutet nicht automatisch, dass Lebensmittel verdorben oder gar gesundheitsschädlich sind und entsorgt werden müssen. Beim Überprüfen kann sich oft auch auf die eigenen Sinne verlassen werden: sehen, riechen, schmecken.

Solltest du doch einmal zu viele Lebensmittel übrig haben, mache sie entweder haltbar (z. B. einfrieren) oder verschenke sie an Freund:innen, Familie oder bei Foodsharing.

Aus sehr reif gewordenem Gemüse und Obst kannst du tolle Chutneys und Marmeladen herstellen. Aus überreifen Bananen gelingt dir eines bestimmt besonders gut: Bananenbrot.

Herausforderung Nachwuchs: Junge Bauern und Bäuerinnen finden

Es ist nicht leicht, neue in der Landwirtschaft tätige Personen zu finden, die unseren Laden beliefern, erklärt Wolfgang Schwaiger, Geschäftsführer. Viele junge Menschen entscheiden sich dagegen, den elterlichen Bauernhof zu übernehmen. Sowieso ist es schon normal, dass viele Bauern und Bäuerinnen auch noch andere Jobs haben, um den Hof finanziell am Laufen zu halten.

Gute Qualität hat seinen Preis, sagt Wolfgang Schwaiger. Diese Erkenntnis müsse auch bei Kund:innen ankommen. Die Leiter:innen des Bergbauernladens setzen sich aktiv dafür ein, in der Region bekannter zu werden und das Bewusstsein für wertvolle Lebensmitteln zu steigern. Unter anderem investieren sie seit fünf Jahren in eine professionelle PR-Mitarbeiterin, die sich mit Herzblut um Social Media, Beiträge in Magazinen, Feste in der Gemeinde etc. kümmert.

Letztendlich ist es also eine Wechselwirkung von den Konsument:innen und den Bauern und Bäuerinnen: Wenn Menschen sich entscheiden, auf Qualität zu setzen, statt beim Discounter einzukaufen. Wenn Bauern und Bäuerinnen somit finanzielle Möglichkeiten haben, Betriebe aufrecht zu erhalten. Wenn alte Rezepte und Traditionen so beibehalten werden. Für die Umwelt und für unsere Gesundheit.

Der Prientaler Bergbauernladen 🌻

Öffnungszeiten: immer freitags von 9 bis 16 Uhr

Adresse: Hans-Clarin-Platz 3, 83229 Aschau im Chiemgau

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