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Kaffee, Campen und Natur – 7 Fragen an „Wunscherfüller“ Thomas

Er nimmt Hotelgäste mit auf den Berg, kennt die Region und ist auch privat ein Reise-Fan: Thomas, der als „Wunscherfüller“ im aja Garmisch-Partenkirchen arbeitet.

von Florian Reineke2.1.2024
Florian ist Redakteur bei „Im Grünen“. Er entdeckt gern Abenteuer vor der Haustür und schreibt am liebsten über bewusstes Natur-Erleben.
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Gut in den Tag gestartet?

Ja, ich bin heute frühmorgens hinauf zum Kreuzeck gewandert, das ist eine meiner Lieblingstouren. Dafür stehe ich um 5 Uhr auf und gehe durch die Höllentalklamm, das erste Stück noch mit Stirnlampe. Von dort geht's weiter zur Bergstation der Kreuzeck-Bahn. Auf diesem Weg bin ich so früh ganz allein unterwegs. Da sehe ich weiter oben auch mal eine Gams dastehen, die sich wundert, dass da jemand vorbeikommt. Dann schalte ich das Licht aus und gehe weiter, um sie nicht zu stören. Oben angekommen, nehme ich die erste Bahn nach unten. Die Tour ist besonders dann ein schöner Ausgleich, wenn’s mal stressiger ist und viel zusammenkommt. Manchmal merke ich das gar nicht, dann sagt meine Frau: „Du wirst komisch, geh mal ein paar Stunden wandern.“

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Du bist „Wunscherfüller“ im aja Garmisch-Partenkirchen – das heißt, wenn ein Gast gern ein weicheres Kissen hätte, bringst du ihm eins?

Die Bezeichnung „Wunscherfüller“ sorgt manchmal für Verwirrung. Auf meinem Namensschild steht Thomas, und so stelle ich mich auch vor: als Thomas, der Tipps zu Touren in der Umgebung gibt und Leute mit auf den Berg nimmt. Wir sind zu zweit hier und könnten uns auch „activity concierges“ nennen, aber das klingt zu kompliziert. „Wunscherfüller“ heißt in unserem Fall einfach, wir bieten den Gästen Erlebnisse in der Natur hier vor Ort.

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Wie sieht's im Winter aus, bist du da auch viel in der Natur?

Da bin ich gern mit Langlaufski unterwegs. An manchen Wochenenden habe ich auch beruflich damit zu tun, weil ich mich ein bisschen um die Wettkampflogistik für ein norwegisches Langlaufteam kümmere. In Norwegen ist Langlauf wie Fußball in Deutschland, und die professionellen Langlaufteams fahren auch zu Wettkämpfen nach Südtirol und Österreich. Ich bin dann ein langes Wochenende mit denen unterwegs, helfe beim Skitesten aus … Vor allem muss man schauen, dass erstmal jeder zwei Tassen Kaffee getrunken hat, vorher passiert nichts. Wenn du keinen Kaffee trinkst in einem norwegischen Langlaufteam, ist das schlecht.

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Selbst auch Kaffeetrinker?

Absolut – ich zelebriere die Zubereitung gern, wenn Zeit ist. Handgemahlen mit einer besonderen Kaffeemühle, die in einem kleinen Betrieb bei München gefertigt wurde. Ich habe sogar einen Wasserkocher, der das Wasser auf 96 Grad temperiert. Die Zubereitung dauert länger als das Trinken. Bei anderen Dingen bin ich ziemlich anspruchslos, aber auf guten Kaffee lege ich Wert. Ich habe sogar eine kleine Holzkiste gezimmert, um die Mühle im Camper mit auf Reisen zu nehmen.

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Im Camper? Also geht’s privat nicht ins Hotel?

Nein, wir sind mit Dachzelt unterwegs – und bald auch mit einem kleinen, eiförmigen Wohnwagen, den ich nächste Woche abhole. Wir haben nämlich eine kleine Tochter und brauchen allmählich etwas mehr Platz. Dann fahren wir zu dritt nach Norwegen, da gefällt mir besonders diese Weitläufigkeit, die Hochebenen. Und die Natur, morgens früh, dann ein kleiner Trampelpfad, bei dem ich gerade so nachvollziehen kann, wo er langgeht … Und ich mag die kleinen Stellplätze in der Natur, wo ich morgens die Füße in den See hängen kann.

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Zurück zu dir als Wunscherfüller: Welche Gäste nutzen dieses Angebot?

Die aktiven Gäste, würde ich sagen. Die etwas erleben möchten. Einige erzählen, dass sie in Rente sind, aber es gehen natürlich auch jüngere Gäste mit. Ich bin außerdem auch für diejenigen da, die lieber allein gehen. Die spreche ich dann in der Lobby an, wenn sie vor der Karte stehen und überlegen, was sie unternehmen möchten. Es sind zum Beispiel Pärchen, die sich von mir Infos zu Touren holen, die sie dann zu zweit gehen. Schön ist immer, dass die Leute entspannt sind – die sind schließlich im Urlaub.

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Zuletzt: Wie bist du eigentlich Wunscherfüller geworden?

Nach dem Abi habe ich zweieinhalb Jahre eine Ausbildung zum Sportlehrer gemacht, danach noch ein Gesundheitsmanagment-Studium draufgelegt. Außerdem bin ich Mountainbike-Guide, Langlauflehrer und Bergwanderführer, solche Outdoor-Sachen haben mich immer schon gereizt. Über einen Job in Mittenwald bin ich hier in die Region gekommen und bin geblieben, als man mich gefragt hat, ob ich gern Wunscherfüller im aja werden möchte. Manchmal habe ich das Glück, dass sich Sachen in meinem Leben von selber regeln.

Vielen Dank für das Gespräch, Thomas!

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